Böcklin-Kreuz

Hören Sie sich den Audioguide an

Geheimnisvolles Böcklin-Kreuz – Woher stammt das silberne Kreuz?

Böcklin-Kreuz

In einem Inventarverzeichnis von 1588 wird das Böcklin-Kreuz erstmals erwähnt: Eine in Silber getriebene, zum Teil vergoldete Figur Christi mit weit ausgebreiteten Armen wird von einem 2,63 m hohen Eichenholzkreuz hinterfangen. Das Kreuz ist außerdem mit vergoldeten Reliefs geschmückt, auf denen unten ein Lamm-Medaillon auf Tod und Auferstehung hinweisen, oben in zwei Szenen mit der Himmelfahrt Christi in Gegenwart Mariens und der Apostel der Auferstehungsgedanke noch betont wird. Drei Evangelisten und ein Löwe für den Evangelisten Markus schmücken die Balkenenden.

Oft wird in der Literatur davon ausgegangen, dass sich das Böcklin-Kreuz schon seit alten Zeiten im Münster befand, somit das älteste, erhaltene Ausstattungsstück ist und ursprünglich als Triumphkreuz im spätromanischen Chor hing. Vermutlich kam es aber erst durch Wilhelm Böcklin von Böcklinsau (gest. 1685) überhaupt ins Münster. Der kunstsinnige Auftraggeber könnte das Kruzifix zielgerichtet für seine Familienkapelle erworben haben. Dort integrierte er es als Gegenüber seines in Fürbitte dargestellten Ebenbildes in das monumentale Epitaph seiner Familienkapelle. So vermutet es bereits eine frühe Quelle, der Münsterführer von Heinrich Schreiber von 1820: "Dem Denkmale des Stifters gegenüber bewahrt noch das Münster gleichfalls ein Geschenk desselben, ein höchst merkwürdiges einfaches Kreuz mit einem Christus und einigen Verzierungen aus geschlagenem und vergoldetem Silber, von sehr alter morgenländischer Arbeit. Wahrscheinlich ist dieses seltene Alterthum durch zurückkehrende Kreuz-Ritter nach Deutschland, und vielleicht als Familienstück in die Hände des Stifters gekommen." Da das Kreuz, wie es Sebastian Bock in einem Aufsatz 2018 nachwies, vor 1588 – das Jahr, in dem es in der Ausstattung der Böcklin-Kapelle genannt wird – in keinem einzigen Münsterinventar erwähnt wird, liegt die Vermutung nahe, dass der Dompropst es tatsächlich erst für die pompöse Inszenierung seines Grabepitaphs erworben hat.

  • Das Böcklinkreuz über dem heutigen Zelebrationsaltar.

    Das Böcklinkreuz über dem heutigen Zelebrationsaltar.

  • Das Böcklinkreuz mit einem Renaissancerahmen in der Villinger/Böcklin Kapelle um 1900.

    Das Böcklinkreuz mit einem Renaissancerahmen in der Villinger/Böcklin Kapelle um 1900.

  • Das Böcklin Monument verbleibt nun ohne Kreuz in der Kapelle des Magdeburger Dompropsts. Sein Blick ist nun auf den Annenaltar gerichtet.

    Das Böcklin Monument verbleibt nun ohne Kreuz in der Kapelle des Magdeburger Dompropsts. Sein Blick ist nun auf den Annenaltar gerichtet.