Die Blumeneck-Kapelle wurde 1510 von dem mehrfachen Freiburger Bürgermeister und langjährigen Münsterpfleger Sebastian von Blumeneck gestiftet. Um 1541/42 gestorben, lässt nichts darauf schließen, dass er sich in seiner Kapelle bestatten ließ.
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Hans Baldung Grien, Hochaltar des Freiburger Münsters, 1512-16.
Sebastian von Blumeneck ist der einzige Kapellenstifter, der auf dem Hochaltar des Münsters dargestellt ist: Die Rückseite der Predella zeigt ihn gemeinsam mit zwei weiteren Münsterpflegern und dem Münsterschaffner. Diese wenden sich in betender Haltung Maria mit dem Kind zu.
Maria Magdalena im Zentrum der Kapelle
Der ursprünglich erhaltene Gewölbeschlusstein zeigt neben den drei Wappen Blumenecks und seiner beiden Ehefrauen das Noli me tangere-Motiv. Maria Magdalena sieht den auferstandenen Christus als Erste, woraufhin er ausruft: „Berühre mich nicht [lat. Noli me tangere]! Denn noch bin ich nicht aufgefahren zum Vater.“ (Joh 20,17). Blumeneck ließ sich das Patrozinium der ehemaligen Magdalenenkapelle auf seine Chorkapelle übertragen, da die romanische Magdalenen-Kapelle im Zuge des Chorneubaus zum Durchgangsraum zwischen dem Kirchenraum und Chorumgangumgebaut und entweiht worden war.
In den vier Fenstern sieht man eine Darstellung des Stifters und seiner beiden Ehefrauen in bittender Haltung vor Szenen der Passion. Über ihnen schwebt ein Spruchband: „O her in din hend befil ich min geist / du / hanst mich erlost her / got der worheit.“ Der Gebetsspruch ist eine Variation von Psalm 31, 6.
Von Hans Baldung Grien entworfen, wurden die originalen Glasmalereien um 1520 von Hans von Ropstein ausgeführt und befinden sich heute im Augustinermuseum. Die in der Kapelle zu sehenden Kopien sind 1883 in der Werkstatt Helme und Merzweiler entstanden.
Der Schlusstein zeigt links das Wappen von Beatrix Bettschold (erste Ehefrau), mittig das von Blumeneck selbst und rechts das von Appolonia von Reischach (zweite Ehefrau).
Auf dem Schlussstein im Chorumgang ist das Familienwappen von Blumeneck zu sehen. Hier wird ein Schild mit blauem und silbernem Wolkenfeh (heraldisches Pelzwerk) sowie zwei roten Balken mit Spangenhelm gezeigt. Dieser wird von einem Bischofshut mit Pfauenfedern als Helmzier bekrönt.
Der Heinstettener Altar
1909 erwirbt das Münster gotische Figuren verschiedener Altäre und Altarfragmente aus der Pfarrkirche in Heinstetten im Donautal. Der Bildhauer Joseph Dettlinger gibt ihnen in diesem neugotischen Altar einen neuen Kontext. Die aus Heinstetten stammenden mittelalterlichen Figuren befinden sich im mittleren Schrein des neuen Altars: Barbara, Agatha und Katharina.
Weitere nennenswerte Heilige, die auf dem Altarbild dargestellt sind, sind der heilige Christophorus, der Riese, der das Jesuskind auf seinen Schultern über einen Fluss trägt, die heilige Odilia, eine Äbtissin, Schutzpatronin des Elsass und Schutzpatronin der Blinden und Sehbehinderten, und Johannes der Täufer mit seinen Attributen, dem Pelzmantel und dem Schaf.
Heilige Barbara
Die Heilige Barbara mit dem Kelch, welcher ihr einer Legende nach während ihrer Gefangenschaft von einem Engel gebracht wurde.
Heiliger Christophorus
Der heilige Christophorus, der Riese, der das Jesuskind auf seiner Schulter über einen Fluss trägt.
Heilige Odilia
Die heiligen Odilia, eine Äbtissin, Schutzpatronin des Elsass und Schutzheilige der Blinden und Augenkranken.
Heilige Katharina
Die heilige Katharina mit dem Schwert, das, wie ihr zu Füßen liegender Kopf, auf ihr Martyrium verweist.
Heilige Agatha
Den abgetrennten Brüsten der heiligen Agatha nachempfunden, werden nach ihr benannte Agathenwecken gebacken und am 5. Februar, ihrem Gedenktag, verzehrt.
Heilige Agatha
Den abgetrennten Brüsten der heiligen Agatha nachempfunden, werden nach ihr benannte Agathenwecken gebacken und am 5. Februar, ihrem Gedenktag, verzehrt.
Eine Gallerie von Epitaphien
Leere Felder
Das Kapellengitter stammt aus der Zeit der Stiftung. Der steinerne Sockel fällt dadurch auf, dass er im Gegensatz zu denen der anderen Kapellen komplett schmucklos ist.
Erinnerungen an Unbekannte
Links vor dem Eingang der Kapelle befindet sich die Grabplatte der Appolonia Schnewlin von Landeck, geborene Vögtin von Alten-Sumerau und Praßberg († 1596). Die auffallende Grabplatte, die mit vier Griffen aus eisernen Ringen in den Mäulern von Löwenköpfen geschmückt ist, kann nicht mehr zugeordnet werden.
Maria Magdalena im Chorumgang
Von dem ehemaligen barocken Magdalenen-Altar, welcher im 19. Jahrhundert in die Kapelle umgesetzt wurde, stammt das Gemälde gegenüber der Blumeneck-Kapelle. Auf dem um 1700 entstandenen Werk ist die büßende Magdalena vor einem Felsen mit ihren Attributen, dem Salbgefäß und Kruzifix, dargestellt. Das darauf zu sehende Wappen der Familie Sumerau weist auf eine Familienstiftung des Altars hin.