Edith-Stein-Fenster

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Das Edith-Stein-Fenster

Die 2001 vom Freiburger Künstler Hans-Günther Van Look (1939–2007) gestaltete Glasmalerei zeigt die 1998 heiliggesprochene Edith Stein. Sie konvertierte 1922 vom Judentum zum katholischen Glauben und trat elf Jahre später einem Karmelitinnenkloster in Köln bei. Auf dem Glasfenster ist sie im Ordensgewand und dem Habit der unbeschuhten Karmelitinnen gezeigt. Ein lichthafter Glanz umspielt ihren Kopf. Van Look wollte ihr Gesicht so genau wie möglich wiedergeben und nutzte hierfür die Grisaille-Technik. Er gestaltete das realistische Porträt anhand eines kleinen Passfotos von Edith Stein aus dem Jahr 1938. Der siebenarmige Leuchter im unteren rechten Bildfeld verweist auf Edith Steins jüdische Abstammung; das Kreuz, ebenfalls im rechten Bildfeld, auf ihren spätere katholischen Glauben und auf ihren Ordensnamen Schwester Teresia Benedicta a Cruce, die „vom Kreuz gesegnete“. Die Zypresse leitet nach altem Mythos die Gebete der Menschen zu Gott. Im Hintergrund ist das Gebirge Karmel in Palästina dargestellt. Zwei bräunliche Bögen überspannen die Bildfelder – sie nehmen das Thema der Architekturbögen aus den Glasmalereien der Chorkapellenfenster auf, werden aber auch als Lichtbögen bezeichnet, durch die hindurch Strahlenbündel kosmischen Lichtes zur Erde kommen.

  • Das "Passfoto" lies Stein im Dezember 1938/Anfang des Jahres 1939 für ihre Ausreise nach Echt (Niederlande) anfertigen. Die Fotografie die Hans Günther Van Look für die Glasmalerei nutzte befindet sich heute im Archiv des Karmelitinnenklosters bei Köln.

    Das "Passfoto" lies Stein im Dezember 1938/Anfang des Jahres 1939 für ihre Ausreise nach Echt (Niederlande) anfertigen. Die Fotografie die Hans Günther Van Look für die Glasmalerei nutzte befindet sich heute im Archiv des Karmelitinnenklosters bei Köln.

    Edith Stein: geboren am 12. Oktober 1891 in Breslau, ermordet 9. August 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau.

    Die Philosophin, spätere Konvertitin und Ordensschwester wurde 1891 in Breslau als jüngstes von elf Kindern in einer jüdisch-orthodoxen Familie geboren. Ihre Kindheit und ihren Studienbeginn verbrachte sie in Breslau und setzte dann ihr Studium in Göttingen fort. 1916 wechselte Edith Stein nach Freiburg, um ihrem Lehrer und Förderer Prof. Edmund Husserl zu folgen. Nach ihrem Staatsexamen legte sie 1916 an der Freiburger Universität ihr Doktorexamen in Philosophie ab, das sie mit Auszeichnung bestand (summa cum laude). Ihre erste Unterkunft fand Edith Stein im Freiburger Stadtteil Günterstal und später in der Wiehre. (Mehrere sogenannte Stolpersteine des Künstlers Hans Demnig verweisen vor den Häusern auf ihre Wohnstätten.)



    • Der Stolperstein in Erinnerung an Edith Stein in der Freiburger Goethestraße 63. Insgesamt gibt es in Deutschland und Polen neun Stolpersteine in Gedenken an die Philosophin.

      Der Stolperstein in Erinnerung an Edith Stein in der Freiburger Goethestraße 63. Insgesamt gibt es in Deutschland und Polen neun Stolpersteine in Gedenken an die Philosophin.

    • Die Gedenktafel am Edith-Stein-Haus in Breslau, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie Stein.

      Die Gedenktafel am Edith-Stein-Haus in Breslau, dem ehemaligen Wohnsitz der Familie Stein.

      Auch in späteren Jahren hielt sie sich noch mehrfach in Freiburg auf (so im Kloster St. Lioba). Obwohl mit Auszeichnung promoviert, scheiterten vier ihrer Versuche, zur Habilitation zugelassen zu werden, einzig daran, dass sie eine Frau war. Sie konvertierte 1922 zum christlichen Glauben und trat 1933 dem Karmeliterinnenkloster in Köln-Lindenthal bei. Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung flüchtete sie in der Neujahrsnacht 1938/39 in die holländische Niederlassung ihres Ordens, wo sie 1942 zusammen mit ihrer Schwester aufgegriffen und nach Auschwitz ausgeliefert wurde. Am 9. August 1942 wurden die Schwestern Edith und Rosa Stein in der Gaskammer im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet. 1998 erfolgte die Heiligsprechung Edith Steins in Rom, seit 1999 gilt sie als eine der Patroninnen Europas.



      Hans-Günther Van Look

      Der in Freiburg geborene Maler und Bildhauer Hans-Günther Van Look lebte in derselben Wohnung wie zuvor Edmund Husserl, bei dem Edith Stein und Martin Heidegger als wissenschaftliche Assistenten arbeiteten. Vom Künstler selbst stammt die Idee, im Freiburger Münster einen Ort zur Erinnerung an Edith Stein zu schaffen.

      Van Look studierte von 1958 bis 1963 an der Karlsruher Akademie der Bildenden Künste. Er war Schüler von Georg Meistermann. Er erhielt mehrere Stipendien, so 1977 ein Stipendium der deutschen Akademie Villa Massimo in Rom. Van Look beschäftigte sich mit dem Thema „Licht und Raum“ in Skulptur und Malerei. Die christliche Kunst war ihm ein wichtiges Element in seinem Schaffen. Von 1981 bis 1987 war er Vorsitzender der Gemeinschaft christlicher Künstler der Erzdiözese Freiburg. Neben dem Edith-Stein-Fenster hat Van Look im Freiburger Münster ein weiteres Kirchenfenster geschaffen: die Nordquerhausrose, in der van Look sechs für ihre Barmherzigkeit bekannte Frauen darstellt. Van Look fertigte zahlreiche Werke im öffentlichen und sakralen Raum. 2013 wurde die Van Look Stiftung gegründet, sie betreut das Werk des 2007 verstorbenen Künstlers und macht es für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Stiftung vergibt alle zwei Jahre den Van Look Preis für bildende Kunst.