Die Kapelle ist eine gemeinsame Stiftung der miteinander verwandten Familien von Lichtenfels und von Krozingen. Das genaue Stiftungsjahr der Kapelle ist unbekannt, eine nicht mehr erhaltene Fensterinschrift gab das Jahr 1924 (eventuell nur für die Fenster) an. Das Kapellengitter stammt aus dem Jahr 1538, wie die in den schmiedeeisernen Rundbögen angebrachten Zahlen erkennen lassen. Die Stiftung geht vermutlich auf die beiden Geistlichen Cornelius von Lichtenfels und Christoph von Krozingen zurück, die beide in der Kapelle beigesetzt wurden. Verwandtschaftliche Verbindungen von Adelsgeschlechtern zeichnen u.a. diese Kapelle aus, die sich auch in den vielen Familienwappen in und an der Kapelle erkennen lassen.
Fenster
Vor einem blau gemustertem Hintergrund und unter einer Triumphbogen-Architektur ließen sich die Stifter kniend vor ihren Schutzpatronen darstellen. Ihre Familienwappen sowie die ihrer Frauen sind neben ihnen gezeigt. Ebenso finden sich Ihre Wappen in den Triumphbögen, in denen die Schutzpatrone schriftlich benannt sind.
In alten Münsterführern wurde noch das Jahr 1524 als Fensterinschrift benannt – es ist heute nicht mehr zu finden, da die Glasmalereien 1872 so stark überarbeitet wurden, dass nur wenig Originalbestand geblieben ist. Neuere Forschungen führen die Entwürfe dieser Glasmalereien auf den in Basel ausgebildeten Hans von Krozingen zurück.
von Lichtenfels
Der Geistliche Cornelius von Lichtenfels, Domherr am Basler Münster und Propst des im Jura befindlichen Klosters Münster-Granfelden, kniet vor seinem Patron, dem Hl. Germanus. Neben ihm ist sein mit einem Prälatenhut bedecktes Wappen dargestellt, in dem sich auch das achtspeichige Rad des Familien-Wappens seiner Mutter, einer Geborenen von Krozingen, befindet.
Cornelius Bruder Hans von Lichtenfels, in Ritterrüstung, kniet mit seinen beiden Ehefrauen, Maria von Landeck und Anastasia Pfau von Rüppur, vor einer Darstellung des „Christus als Schmerzensmann“.
von Krozingen
Christoph von Krozingen, Kaplan am Andreasaltar des Freiburger Münsters, kniet vor seinem Namenspatron, dem Heiligen Christopherus; neben ihm ist sein Wappen mit dem Rad der Familie von Krozingen und dem roten Flug (Flügel) der Marschalle von Delsberg (dem Geschlecht, dem seine Mutter entstammte) dargestellt.
Der Bruder Christophs, Trudbert von Krozingen, ehemals amtierender Schultheiß in Freiburg, Mitglied der Freiburger adligen Gesellschaft zum Ritter und Landvogt der Landgrafschaf Fürstenberg kniet mit seinen beiden Ehefrauen vor Jakobus dem Älteren.
Wappen
Dettinger Chörlein
Die Kapelle hieß zeitweise auch „Dettinger Chörlein“, da die Brüder Peter (gest. 1615) und Reinhard (gest. 1617) von Dettingen vor der Kapelle im Chorumgang beigesetzt wurden. Das Adelsgeschlecht von Dettingen stammt aus Hohenzollern und hat das gleiche Familienwappen wie die von Lichtenfels. Peter von Dettingen war Propst des Basler Domkapitels.

An den Fensterwänden befinden sich die 1918 angebrachten Grabplatten der Brüder von Dettingen. Auf ihnen wurden verschiedene Wappen eingraviert, die aber kaum noch zu erkennen sind. In älteren Münsterführern wird noch ein Gemälde-Epitaph für die Brüder von Dettingenerwähnt. Es hing an der Wand gegenüber dem Altar und zeigte eine Kreuzabnahme Christi.

Auf der hinteren Boden-Grabplatte aus rotem Sandstein, die Cornelius von Lichtenfels (gestorben 1535) zuzuordnen ist, sind nur noch Teile der Inschrift zu erkennen. Die vordere Boden-Grabplatte des Christoph von Krozingen (gestorben 1563) ist an den beiden Eisengriffen zu erkennen.
Mariae-Verkündigungs-Altar
Der Mariae-Verkündigungs-Altar wurde 1615 von Wilhelm Blarer von Wartensee gestiftet. Er, Sohn einer von Lichtenfels (seine Mutter gehörte außerdem zu den Adelsfamilien von Krozingen und von Dettingen), war als Domkustos des Basler Domkapitels Nachfolger Peter von Dettingens. Künstler und Entstehungsort des Altars sind nicht bekannt.
Auf dem Hauptbild des Altars ist im unteren Bildteil die Verkündigung an Maria durch den Erzengel Gabriel gezeigt. Der auf Maria zutretende Erzengel hält eine Lilie in der Hand, sein Gruß „Gegrüßt seist du, voller Gnade, der Herr ist mit dir“ schmückt den Bogen des Altarrahmens. Marias Antwort: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn, und mir geschehe nach seinem Willen.“ steht auf der Leiste unter dem Bild geschrieben. Über der Verkündigungs-Szene schweben im goldgelbem Lichtschein die Taube und Gottvater auf einer Wolke. Während oben im himmlischen Bereich singende und musizierende Engel das Geschehen begleiten, bezeugen im seitlichen Bereich Könige und Propheten des Alten Testaments das göttliche Geschehen.

Auf der Predella benennt die lateinische Inschrift Stifternamen und Stiftungsjahr sowie die Weihe des Altars „zu Ehren Gottes, der Jungfrau Maria und der Schutzpatrone der Familie, der Heiligen Andreas, Jakobus, Christophorus, Magdalena und Ursula“. Im weiß-goldenen, mit üppig geschnitztem Schmuck versehenen Rahmenwerk flankieren Abbildungen Heiliger - alle sind Schutzpatrone der Familienmitglieder des Wilhelm Blarer von Wartensee - das nach oben abgerundete Mittelbild.
Kapellengitter
Mit ihren halbkreisförmigen Bögen und den darin integrierten gedrehten Eisenstangen, sowie Schellen, unterscheiden sich die Kapellengitter von den meisten anderen Kapellengittern. Diese runden Renaissance-Formen weichen von den sonst im Münster dominierenden gotischen Spitzbögen ab. In den Rundbögen des Gitters wurde in vier Feldern das Entstehungsjahr der Gitter 1538 eingefügt.

Schon aufgefallen?
Die oberen Formen des Kapellengitters (1530), das heißt die der metallenen Rundbögen und Schellen, wurden im Mariae-Verkündigung-Altar von 1615 wieder aufgenommen.
Sandsteinfigur Erzbischof Bernhard Boll
Bernhard Boll war erster Erzbischof (1827 – 1836) von Freiburg. Ursprünglich befand sich die Sandsteinfigur, wie vier weitere Bischofsgrabmäler im nördliche Seitenschiff des Langhauses. Sie wurde vom Straßburger Künstler André Fischer geschaffen. Der Erzbischof ist in seinem Ornat mit Mitra und Bischofsstab dargestellt, die rechte Hand zum Segen erhoben. Die Figur steht auf einem hohem Sockel, an dessen Vorderseite eine lateinische Innschrift die Lebensdaten Bernhard Bolls benennt.

Am 7. Juni 1756 in Stuttgart geboren, erhielt Bernhard Boll 1780 die Priesterweihe. Er war zunächst Professor für Philosophie in den Zisterzienserklöstern Salem und Tennenbach, bevor er 1805 an die Freiburger Universität wechselte. 1809 übernahm er zusätzlich das Amt des Pfarrers am Freiburger Münster. Nachdem er zwanzig Jahre lang Münsterpfarrer war, wurde er 1827 zum Erzbischof geweiht. Nach neunjähriger Amtszeit verstarb Bernhard Boll 1836 und wurde im Seitenschiff des Langhauses begraben. Hier stand bis 1936 die lebensgroße Sandsteinfigur.