Der Marienbrunnen
Der Marienbrunnen aus dem Jahr 1511 ist in mehrere Teile gegliedert. Oben bekrönt ihn eine Figur der Gottesmutter, nach unten folgen zwei größer werdende Wasserbecken. Sein besonderes Aussehen erhält der Brunnen durch den vielfältigen bildhauerischen Schmuck, mit dem er verziert ist. So wurden die Wasserabflüsse von dem oberen, kleineren Becken in den unteren Brunnenbereich als Groteskenmasken gestaltet, aus deren Mäulern das Wasser sprudelte.
Neben den künstlerischen Aspekten sind die technischen Elemente des Brunnens beachtenswert, da die Wasserversorgung des Marienbrunnes eine Verbindung zwischen der sakralen Welt des Münsters und der weltlichen Sphäre der Stadt herstellt. Bereits ein Jahr nach seiner Fertigstellung wurde das Wasserspiel an die Wasserversorgung der Stadt angeschlossen. Freiburg nutzte zur damaligen Zeit zwei getrennte Versorgungssysteme. Das eine diente der Bereitstellung von Brauchwasser über die Bächle und wurde über einen Abzweig aus der Dreisam in Höhe des Sandfangwegs im Stadtteil Littenweiler bedient. Das andere System versorgte die Stadt mit Trinkwasser, da aufgrund des sehr niedrigen Grundwasserspiegels (12 m unter der Oberfläche) gewöhnliche Brunnen einen hohen Aufwand bedeuteten. Deshalb wurden am Schlossberg und am Brombergkopf Quellen angezapft und das Wasser über Leitungen aus ausgehöhlten Eichenstämmen, den sogenannten Deichseln, in die Stadt geführt. Von den Deichseln zweigte für den Marienbrunnen eine metallene Rohrleitung ab, die unter der Südlichen Kaiserkapelle entlang zum Marienbrunnen führte. Erkennbar ist der Verlauf des Rohres an den darüber gelegten kleineren Steinplatten, die auf dem Boden des Chorumgangs und der Südlichen Kaiserkapelle verlegt wurden. Angelangt am Marienbrunnen stieg das Wasser in der hohlen Brunnensäule empor und ergoss sich in die obere Brunnenschale. Von dort floss es in das untere Becken und wurde durch ein Metallrohr und eine gesonderte Wasserleitung aus dem Brunnen abgeleitet.
Heute ist der Marienbrunnen nicht mehr in Betrieb und sein Wasserspiel kann nur noch erahnt werden. Durch ehemalige Sakristane ist überliefert, dass der Brunnen an Fronleichnam, den Festtagen der Stadtpatrone Lambertus, Alexander und Georg sowie an Ostern und Pfingsten in Betrieb war. Keine Verwendung fand er für Taufen, weil diese am Taufbecken im südlichen Seitenschiff gefeiert wurden; seit dem 19. Jahrhundert finden sie in der Stürzel-Kapelle statt.