Die Nördliche Kaiserkapelle dient dem Gedenken an Kaiser Maximilian I. und seinen Sohn König Philipp I. (1478-1506).
Fenster der Nördlichen Kaiserkapelle
Im linken Fenster ist Kaiser Maximilian I. kniend in einem Betstuhl dargestellt, den Blick auf seinen Schutzpatron, den Kreuzritterheiligen Georg, gerichtet. Im rechten Fenster sitzt König Philipp I. seinem Vater gegenüber, sein Blick ruht auf seinem Schutzpatron, dem Heiligen Apostel Andreas. Für die Entwürfe der Fenstergemälde wird Hans Burgkmairs Werkstatt oder eine andere Augsburger Werkstatt in Betracht gezogen.
Altar der Maria Immaculata
Das Tabernakel mit seiner Emaille-Verkleidung ist in die Predella des Altares integriert und wird von zwei Reliquienschreinen flankiert. Die Inschrift der Buchstaben A – Alpha und Ω – Omega stehen dabei für den Anfang und das Ende. Die Kosten des Altars wurden aus dem Vermächtnis des 1766 verstorbenen Münsterschaffners Franz Konrad Weber bestritten. Dieser ist im südlichen Seitenschiff neben dem ehemaligen Standort des Altars beigesetzt.
Ende des 16. Jahrhundert kam der Schnewlin-Altar in die Nördliche Kaiserkapelle. Er wurde im Zuge der Barockisierung 1766 durch einen Barock-Altar ersetzt. 1831 kehrten die separierten Johannes-Bilder des Schnewlin-Altars in einem neugotischen Altar des Künstlers Joseph Glaenz in die Kapelle zurück, bevor der gesamte Altar 1956 rekonstruiert wurde. In dieser annähernd ursprünglichen Form blieb er bis 2009 in der Kaiserkapelle.
Der Marienaltar, 1891 als letztes Werk in der Marmon-Werkstatt von Anton Warth geschaffen, fand erst 2009 im Zuge der Umgestaltung des Chorraums seinen Platz in der Nördlichen Kaiserkapelle. Zuvor stand er an der Ostwand des südlichen Seitenschiffes und wurde bis 1990 als Sakramentsaltar genutzt. Die Bildfelder mit Szenen aus dem Marienleben flankieren das kostbare Silber-Kruzifix, ihre Dreiecksgiebel sind mit floral ausgeschmückten Vierpässen verziert. Über dem reich verzierten Baldachin, der das Kruzifix beschirmt, ist eine hölzerne Schnitzgruppe zu sehen, die die Marienkrönung durch Christus darstellt. Der hohe Turm im Gesprenge des Altars erinnert an das Freiburger Münster.
Grabplatten und Steinsockel
Es befinden sich drei Grabplatten in der Nördlichen Kaiserkapelle. Die gut erhaltene Bodenplatte mit dem detailliert ausgearbeiteten Spangenhelm erinnert an den Philosophie- und Medizinprofessor Franz Josef Vicari († 1735). An der Wand sind nebeneinander die Grabplatten des Juristen Johannes Settrich von Sirk († 1595) und die des ehemaligen Domherren von Basel, Humbert Brimpsi von Herblingen († 1596), angebracht. Letzterer wurde vor der Kapelle beigesetzt.
Gemälde-Epitaphe
Erinnerungen an Basler Geistliche
Die zwei kostbaren Gemälde-Epitaphe gegenüber dem Altar erinnern an Basler Geistliche. Das obere Epitaph ist dem Theologen Christoph Pistorius († 1628) gewidmet und zeigt in seiner achteckigen Bildfläche eine Szene aus der Legende des Propheten Elisäus. Zu erkennen ist eine in Leichentücher gehüllte Figur, die aus einer Grablege steigt. Die Grabträger weichen erschrocken zur Seite. Im Hintergrund sind sich nähernde Reiter sichtbar. Das Gemälde wird von einem prunkvollen Renaissance-Rahmen eingefasst, zwei rankenumwundene Säulen flankieren die Bildfläche. Christoph Pistrorius war 18 Jahre lang Münsterpfarrer und Mitglied des Basler Domkapitels.
Gemäldeepitaph des ehemaligen Dekan des Basler Domkapitels
Das Epitaph darunter ist Nikolaus von Brinikhoffen († 1576), ehemaliger Dekan des Basler Domkapitels, gewidmet. Zu sehen ist eine vereinfachte Darstellung der Marienkrönung. Der Verstorbene kniet in der linken unteren Ecke: rechts vor ihm ist eine Rüstung zu erkennen. Flankiert wird die Bildfläche von acht Wappen seiner Ahnen.
Besonderheit: Warum gibt es zwei Kaiserkapellen?
Für den römisch-deutschen Kaiser Maximilian I. (1459–1519) war die Demonstration des kaiserlichen Status und sein Nachruhm von großer Wichtigkeit. Dies zeigt auch sein folgendes Zitat: ,,Wenn ein Mensch stirbt, so volgen Ime nichts nach dann seine werckh. Wer Ime in seinem Leben kein gedächtnis macht, der hat nach seinem todt kein gedächtnus und desselben Menschen wirdt mit dem glockendon vergessen.’’
Im Freiburger Münster stiftete Maximilian I. die drei Hochchorfenster sowie die beiden Kaiserkapellen, die sich am Scheitel des Chorkapellenkranzes befinden. Schon beim Eintreten ins Münster fallen die Hochchorfenster auf, weil sie die zentrale Position im Chorpolygon einnehmen. Auf dem mittleren Fenster ist das Wappen von Kaiser Maximilian I. zu sehen, auf den Fenstern daneben die Wappen seiner Enkel Kaiser Karl V. und Ferdinand I. Die Bedeutung der beiden Kaiserkapellen spiegelt sich auch in ihrer zentralen Position im Kapellenkranz wieder, die der üblichen Konvention entgegenwirkt, im Osten eine einzelne Kapelle in der Mittelachse zu errichten. Um sie baulich hervorzuheben, wurden ihre Gewölbe zusätzlich mit aufwendigen Schling- und Luftrippen geschmückt.