Konrad Stürtzel von Buchheim und seine Gemahlin Ursula, geborene Laucher, stifteten 1505 die Familienkapelle, welche neben der Universitätskapelle zu den am frühesten fertiggestellten Chorkapellen gehört. Das Weihedatum der Kapelle ist unbekannt.
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Konrad Stürtzel
Konrad Stürtzel (ca. 1437–1509) war seinerzeit in Freiburg sehr bekannt. Geboren als Bürgerlicher, arbeitete er sich mit viel gerühmten diplomatischen Fähigkeiten vom Professor, zum Dekan und Rektor der neuen Universität in Freiburg bis in den inneren Kreis des einstigen Kaiserhauses vor. Er wurde Erbschenk der Landgrafschaft Elsass, Ritter, Doktor und Hofkanzler seiner Majestät des Römisch-Deutschen Kaisers. 1488 wurde er aufgrund seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben. Die Namenserweiterung um den Titel „von Buchheim“ basiert auf dem von ihm 1491 erworbenen Schloss Buchheim in der March. Stürtzels Reichtum verdankte er neben seiner Karriere auch seinen beiden aus namhaften Freiburger Familien stammenden Ehefrauen, Elisabeth Griesser und Ursula Laucher (gest. 1518). Ob sich das Grab des Stifters in der Kapelle befindet oder in der Freiburger Martinskirche, in der seine zweite Frau Ursula begraben ist, ist unklar.
Glasfenster
Entworfen wurden die auffällig hell und bunt gestalteten Glasfenster von Hans Baldung Grien um 1528. Die Originalscheiben sind im Freiburger Augustinermuseum ausgestellt, da sie 1910 durch Kopien des Glasmalers Fritz Geiges ersetzt wurden.

Rechte Fenster
Die rechten Fenster zeigen die männlichen und die weiblichen Familienmitglieder, unter anderem Stürtzels zweite Ehefrau Ursula Laucher, seine Töchter Anna Stürzel (Ehefrau von Michael von Blumeneck) und Elisabeth Stürzel, Bartholomäus, den Bruder des Stifters, dessen Sohn und Stürzels Söhne Konrad, Georg, Christoph, Maximilian. Auf der rechten Fensterseite ist zudem links unten ein gold-grünes Wappen unbekannter Herkunft zu sehen.

Architektur im Hintergrund
Auffällig sind die unterschiedlichen Hintergründe der jeweiligen Szenen: aufwendige Renaissancearchitekturen, zum Teil mit Girlanden und Putten, schließen sie nach oben hin ab. Diese Gestaltung lässt eine bemerkenswerte Tiefe der Räume in den Glasfenstern zu.
Nothelfer Altar
Ob der Nothelfer-Altar zur ursprünglichen Ausstattung der Kapelle gehörte, ist nicht bekannt. So lässt auch der Aufstellungsort keine Rückschlüsse auf den Stifter und Auftraggeber zu. Dennoch weisen Merkmale auf einen Maler der Augsburgischen Malerschule in der Zeit um 1530 hin. Die Gestaltung des Altaraufsatzes und der Predella schreibt man einem Künstler im Umkreis Hans Baldung Griens zu. Der Zustand des Altars ist nicht mehr original, da man 1915 das Rahmenwerk vollständig erneuerte und mit einer neuen Bemalung versah. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Altarblock mit einem Bildteppich der Geburt Christi (1501) geschmückt, der heute im Augustinermuseum zu besichtigen ist.

Hl. Sebastian
Der Hl. Sebastian ist mit den Pfeilen, dem Attribut seines Martyriums, dargestellt.
Hl. Antonius
Das Antonius-Schwein blickt unter dem Mantel des Hl. Antonius hervor, der Bischof von Alexandria war und auch als christlicher Mönch und Einsiedler beschrieben wurde.
Hl. Augustinus
Der Hl. Augustinus, ein Theologe und Kirchenlehrer, steht mit einem geöffneten Buch in der Mitte.
Hl. Rochus
Ein Engel legt den Finger auf die Pestbeule des Hl. Rochus.
Hl. Christophorus
Rechts ist der Hl. Christophorus mit dem Jesuskind auf der Schulter zu sehen.

In geschlossenem Zustand zeigen sich 44 Heilige, darunter auch die sog. „Vierzehn Nothelfer“. Das Motiv der Vierzehn Nothelfer gewann für die Heiligenverehrung vor allem im von der Pest bedrohten 13. und 14. Jahrhundert stark an Bedeutung. In Zeiten der menschlichen Ohnmacht durch die Schicksalsschläge und Katastrophen fand man in ihnen Trost. In einem kleinen Altaraufsatz ganz oben ist eine Kreuzabnahme Christi mit Maria, dem Evangelisten Johannes und zwei trauernden Frauen zu sehen. Auf der Predella sieht man nebeneinander die Heilige Dreifaltigkeit, eine Schmerzhafte Muttergottes und eine Anna Selbdritt.
Wappen
Wie nah Konrad Stürtzel dem Kaiserhaus stand, wird bei der Betrachtung des Familienwappens sichtbar:
Kaiser Maximilian I. wertete das Familienwappen Stürtzels auf, indem er dieses mit einer Krone und einen Turnierhelm schmückte.
Barock-Epitaph
Das an der Westwand angebrachte Gemälde-Epitaph aus der Barockzeit erinnert an den Freiburger Bürgermeister Johann Stephan Bayer (gest. 1714) und wurde von seinen Söhnen gestiftet. Die imposante Größe und Ausgestaltung des vergoldeten, blau-grünen Rahmens sticht ins Auge. Das ovale Auferstehungsbild im Rahmen oben wird von zwei Putten gehalten. Auf dem Hauptbild, zwischen zwei blaugrünen Säulen, ist die Kreuzabnahme Christi mit Maria, Maria Magdalena und Nikodemus dargestellt. Der verstorbene Bürgermeister wird durch die Inschrift unter dem Bild geehrt. Des Weiteren zieren geschmückte Wappen Bayers, seiner Frau und seines Sohnes den unteren Teil des Epitaphs. Nachdem es im 19 Jahrhunderts entfernt wurde, restauriert man es im 20. Jahrhundert.

Barock-Epitaph des Freiburger Bürgermeisters Johann Stephan Bayer (gest.1714), 3,60 x 1,80m, unbekannter Künstler
Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieses Werk eines unbekannten Künstlers entfernt. Anfang des 20. Jahrhunderts wieder aufgefunden, wurden Gemälde und Rahmen restauriert, wieder zusammengefügt und in die Kapelle zurückgebracht.
Taufbecken
Das barocke Taufbecken, 1768 von Johann Christian Wentzinger entworfen, befand sich bis 1819 in der Nähe des Heiligen Grabes im südlichen Seitenschiff. Hier fanden seit dem Mittelalter die Taufen statt. Mit der neugotischen Umgestaltung des Münsters wurde es einer typisch grauen Farbanpassung unterzogen und in die Familienkapelle versetzt. Der halb zu öffnende Holzdeckel wird bekrönt von der filigran geschnitzten Darstellung der Taufe Christi durch Johannes den Täufer im Jordan. Deckel und Figurengruppe wurden vom Schreiner Johann Adam Brötz und vom Bildhauer Anton Xaver Hauser geschnitzt.
Heiligenfiguren
Die drei spätgotischen, vergoldeten Holzfiguren die die Heiligen Nikolaus, Stephanus und Laurentius darstellen, kommen aus der im Jahre 1677 zerstörten St. Nikolauskirche der Neuburg. Sie stammen von dem Künstler Joseph Dominik Glaenz. Dieser schuf zudem einen Beichtstuhl, der zur einstigen Ausstattung der Stürtzel-Kapelle gehörte (1956–1959 entfernt und vernichtet). Die Skulpturengruppe wurde 1830–1832 in das neugotische Gesprenge des Hauptaltars eingefügt und kam nach dem Zweiten Weltkrieg in die Suter-Kapelle (1957). 1990 wurde sie im südlichen Chorumgang aufgestellt, 2009 im nördlichen Chorumgang und erst kürzlich in der Stürtzel-Kapelle. Das häufige Umstellen der Figurengruppe verdeutlicht den steten Wandel in den Chorkapellen.

Hl. Nikolaus, Stephanus und Laurentius, Holz, von Joseph Dominik Glaenz, 15. Jahrhundert
Wussten Sie schon?
Drei-Königs-Altar aus Stürtzels Stadtpalast
Der Dreikönigs-Altar aus Stürtzels Stadtpalast, dem heutigen Basler Hof, kam Anfang des 19. Jahrhunderts ins Freiburger Münster und befindet sich seit 2009 im südlichen Seitenschiff. Dieser im Jahr 1505 gefertigte Altar gehört zu den wohl bekanntesten Werken des oberrheinischen Bildhauers Hans Wydyz.