Herausragende Frauen in den Chorkapellen
Ursula Adler (1488-1542)
Ursula Adler wurde 1488 in Augsburg als dritte Tochter des Augsburger Kaufmanns Philipp Adler (1461-1532) und seiner Frau Veronica Stammler (*1461) geboren. Philipp Adler war einer der vermögendsten Kaufleute seiner Zeit und gehörte im Jahr 1522 durch den Handel mit Venedig zu den höchsten Steuerzahlern der Stadt Augsburg, sodass er große Summen an den Kaiser Maximilian I. verleihen konnte.
Im Jahr 1511 verheiratete er seine Tochter Ursula Adler mit dem kaiserlichen Schatzmeister (Grand Trésorier) Jakob Villinger (1480-1529). Dieser wurde 1480 in Schlettstadt im Elsass als Sohn einer bürgerlichen Familie geboren, erhielt eine humanistische Ausbildung und befand sich bereits ab 1500 in höfischen Diensten, als “Zahlschreiber der römischen Königin”. Für Kaiser Maximilian I. war er zunächst als Kammerbuchhalter und schließlich ab 1513 als Generalschatzmeister und Geldbeschaffer tätig. 1504 wurde er wegen seiner Verdienste auf dem Schlachtfeld von Regensburg mit dem Titel “von Schönenberg” geadelt und lebte ab 1512 in Augsburg. Im September 1511 erwarb er das Freiburger Bürgerrecht und war am Oberrhein am Floßholz-Handel involviert, also durchaus nicht unvermögend.
Die Heirat mit Ursula Adler in die rasch zu Reichtum gelangende Augsburger Neubürgerfamilie brachte Jakob Villinger nicht nur ein beträchtliches Vermögen ein, wodurch er auch die Kapelle stiften konnte, sondern stärkte vermutlich auch seine Allianz mit dem Kaiserhaus. Zusammen stiegen sie im Ansehen der Stadt auf, kauften im Viertel der großen Kaufmannsfamilien in Augsburg ein Haus und wurden in Wilhelm Rems “Cronica newer geschichten” aus dem Jahr 1508 mit dem Adel verglichen. Ursula Adler erbte später nach dem Tod ihres Ehemannes 1529 sein Haus Zum Walfisch in Freiburg. Im Januar 1530 heiratete sie ein zweites Mal und nahm den Pfennigmeister Johann Löble, einen wohlhabenden Bürger in enger Verbindung mit den Habsburgern, zum Mann: er war der Finanzagent für Ferdinand I. und verstarb 1536 in Augsburg. Ihr Sohn Karl Villinger figuriert noch als kaiserlicher Rat und stieg als “Baro a Seyfriedsperg” im Landadel auf.

Ursula Adler in den Glasmalereien der Familienkapelle Villinger
Das Glasfenster in der Villinger/Böcklin-Kapelle des Freiburger Münster zeigt den Stifter von Kapelle und Fenster zusammen mit seiner Frau Ursula Adler in Santiago de Compostela unter Jakobus d. Ä. kniend. Das Ehepaar trägt eine schlichte Pilgertracht und kniet auf gleicher Höhe (Jakob Villinger auf Jakobus‘ rechter, Ursula Adler auf Jakobus‘ linker Seite) unter dem Heiligen, der der Namenspatron des Stifters ist. Jakobus setzt dem Ehepaar die Kronen des ewigen Lebens auf, als Zeichen einer erfolgreichen Pilgerschaft.
Ursula Adler ist hier nicht nur auf gleicher Höhe wie ihr Mann dargestellt, auch ihre Namenspatronin ist im Fenster dargestellt. Hinter der knienden Ursula Adler wird das Martyrium der heiligen Ursula gezeigt.
Philipp Adler
Das 1513 entstandene Gemälde von Hans Holbein d. Ä. zeigt das Bildnis des Augsburger Kaufmanns Philipp Adler, dem Vater von Ursula Adler. Es wurde erst 2006 identifiziert und war vorher nur als Bildnis eines Herrn mit Pelzmütze bekannt. Heute befindet sich das Gemälde im Kunstmuseum Basel.
Das Epitaph der Ursula Adler im Regensburger Dom
Ursula Adler starb 1547 und wurde im Dom in Regensburg bestattet. Das Epitaph aus weißem Marmor errichtete ihr der Sohn Karl Villinger, Baron von Schönenberg. Es ist auf das Jahr 1547 datiert und wurde vermutlich in Augsburg von dem dort ansässigen Bildhauer Sebastian Loscher geschaffen. In einem komplexen ikonographischen Programm und feiner Ornamentik umringen Grotesken, Bukranien, Festons und Fabelwesen zusammen mit der Göttin Fortuna die zentriert angebrachte Tafel, auf der eine lateinische Inschrift zu lesen ist. Die Eingangsformel DEO OPTIMO MAXIMO und die Widmung MATRI PIENTISSIMAE PIE POSVIT (Der frömmsten Mutter in Frömmigkeit errichtet) weisen auf antike Formulierungen hin (Inschrift in Übersetzung: „Gott, dem Allmächtigen und Allgütigen. Der Ursula Adler, solange sie lebte hochehrbare vornehme Frau, hat Karl Villinger Baron von Schonenberg, kaiserlicher und königlicher Majestäten Rat, (dieses Denkmal) der frömmsten Mutter in Frömmigkeit errichtet. Sie starb am 2. Juli 1547“).
Ursula Stürtzel, geborene Taucher
Konrad Stürtzel von Buchheim (ca. 1437-1509) stiftete die Familienkapelle 1505 gemeinsam mit seiner zweiten Frau Ursula (gest. 1518), die, mit dem Geburtsnamen Laucher, aus einer namhaften Freiburger Familie stammte. Es ist zu vermuten, dass der als Bürgerlicher geborene Konrad Stürtzel, der sich vom Professor, zum Dekan und Rektor der neuen Universität in Freiburg bis in den inneren Kreis am Kaiserhaus vorarbeitete und 1488 aufgrund seiner Verdienste in den Adelsstand erhoben wurde, seinen Reichtum neben der Karriere auch seinen beiden Ehefrauen, neben Ursula Laucher auch der ersten Ehefrau, Elisabeth Griesser, aus wohlhabenden und einflussreichen Familien verdankte. Nach dem Tod von Elisabeth heiratete Konrad gegen Ende der 1470er Jahre Ursula Laucher (Loucher, Locher) aus Freiburg. Aus dieser Ehe gingen vier Söhne und zwei Töchter hervor, von denen der älteste, Konrad Stürtzel von Buchheim d.J. (ca. 1478, † 1530) in die Fußstapfen seines Vaters trat, akademische Dienste als Theologe und Doktor der Rechte übernahm sowie auch als Kaiserlicher Rat tätig war. Eine der Töchter heiratete Michael von Blumeneck. Das Grab von Ursula Laucher befindet sich heute in der Freiburger Martinskirche. Ob auch Konrad dort und nicht in der Familienkapelle seine letzte Ruhestätte fand, ist unklar.