Glasmalerei

Original oder Kopie? Die Glasmalereien in den Chorkapellen

Die kostbaren Farbverglasungen im Chorumgang des Freiburger Münsters gehören mit ihren detaillierten Landschaften, prachtvollen Architekturen und perspektivisch gestalteten Innenräumen zu den herausragenden Leistungen der Renaissanceglasmalerei im deutschsprachigen Raum. Die vom elsässischen Glasmaler Hans von Ropstein zwischen 1517 und 1530 ausgeführten Fenster, deren Themen wohl von den Kapellenstiftern bestimmt wurden, basieren in vielen Fällen auf Entwürfen des Straßburger Künstlers Hans Baldung Grien. Allerdings sind die meisten Kapellenfenster nicht mehr im originalen Zustand zu sehen: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde restauratorisch schwerwiegend in den Bestand einiger Kapellenfenster eingegriffen. Die Freiburger Glasmalereiwerkstatt Helmle & Merzweiler führte eine radikale Restaurierung durch. Die alten Bemalungen der Fenster wurden zum Teil mit Kratzbürsten und Schleifgeräten weitgehend entfernt und nach zuvor erstellten zeichnerischen Kopien vollständig neubemalt. Die Glasgemälde der Universitäts-, Lichtenfels-Krozingen-, Schnewlin-, Suter- und der Südlichen Kaiserkapelle fielen diesen Restaurierungsarbeiten zum Opfer. Im Fall der Blumeneck-Kapelle wurden Kopien erstellt und die Originale ins Augustinermuseum verbracht.



In einer zweiten Restaurierungskampagne fertigte der Freiburger Künstler Fritz Geiges zwischen 1904 und 1914 für die noch nicht übermalten Kapellenfenster qualitativ hochwertige Kopien an. Die Originalscheiben der Heimhofer-, Locherer, Villinger/Böcklin-, Stürtzel- und der Nördlichen Kaiserkapelle wurden ins Augustinermuseum verbracht und sind dort noch immer zu sehen. Ursprünglich waren alle Fensterbilder mit Inschriftenkonsolen versehen, die Auskunft zu den Stiftern und Stiftungsjahren gaben. Die Szenen der Glasmalereien in den beiden Kaiserkapellen waren zusätzlich mit aufwändigen Bekrönungen ausgestattet. Diese und die Inschriften wurden, anders als die großen Bildfelder, im Zweiten Weltkrieg nicht ausgebaut und folglich zerstört. Glücklicherweise sind viele der Inschriften in schriftlichen Quellen und historischen Fotografien überliefert. Hierdurch konnte man die Fenster der Südlichen Kaiserkapelle und der Schnewlin-Kapelle 2013 mit Schwarz-Weiß-Kopien der Inschriftenkonsolen und der Bekrönung ergänzen.